Ich habe im März 2012 geheiratet. Ziemlich genau vor 6 Jahren.
Gerade jetzt, in diesem Moment, sitze ich im Haus meiner Eltern, die netterweise mein Brautkleid aufbewahren, denn (auch ein relativ schmales) Hochzeitskleid nimmt erstaunlich viel Platz in Anspruch. Mein heiss geliebtes Kleid hängt also hier im Haus und wie jedes mal, wenn ich in „seiner Nähe“ bin, habe ich den Drang, es anziehen, abzustecken und korrekt ändern zu lassen. So wie ich es vor der Hochzeit hätte machen sollen. Klar, ich werde es nie wieder tragen. Die Änderung wäre sozusagen „für die Katz“ und ich bin hier vielleicht übertrieben perfektionistisch, aber immer noch habe ich den Wunsch das perfekte Kleid im Schrank zu haben.
bequem vs. sexy
Natürlich kratzt es auch an meinem Ego als Designerin, dass mein Hochzeitskleid nicht richtig gesessen hat! WHY? Weil ich mich überquatschend liess! Von Verkäuferinnen und auch von meiner Begleitung. Das Kleid ist einfach zu weit. Auf jedem Foto springt es mich an: Um Bauch und Hüfte sitzt es total locker und wirft manchmal sogar richtige Wellen. Wie konnte mir das passieren? Ich habe tatsächlich Sätzen geglaubt wie: „Du musst dich bewegen können“ (ok, das geht ja noch), aber der Knaller: „Du willst ja auch etwas essen!“
ESSEN? An meinem Hochzeitstag? Ok, man will als Braut vielleicht nicht gerade vor Unterzuckerung ohnmächtig werden, aber zeigt mir bitte eine Braut, deren grösster Wunsch am Hochzeitstag es ist, so zu völlen, dass sich der Bauch wölbt!?
Ich kann mich an das Essen (ich hörte es war gut) kaum noch erinnern!
Ok, Klischees auf den Tisch: Was will eine Braut am Hochzeitstag: Auf den Hochzeitsbildern gut aussehen im perfekten Kleid, oder sich den Bauch voll schlagen? Sollte ich mich hier irren, bitte herzlich um eure Stories im Kommentarfeld!

leider zu weit… aber ich liebe mein Brautkleid trotzdem!

Man kann es ein bisschen erahnen…die Passform an der Hüfte ist der Übeltäter
Hunger?
Liebe Bräute: Nur ihr wisst, wie ihr euch wohl fühlt in eurem Kleid. Ihr werdet am Hochzeitstag auch mal sitzen, das sollte das Kleid aushalten. Ok. Aber darüber hinaus: Nur ihr wisst was bequem ist und was euch optisch gefällt. Lasst euch nichts erzählen. Weder eure Mama noch Freundin oder Verkäuferin wird dieses Kleid tragen. Lasst euch bloss nichts einreden!
Kennt ihr die Hochzeitsstory von Fashion Guru Leandra Cohen Medine (The Man Repeller)? Sogar sie hat sich überquatschen lassen und bereut es: Lies ihre Story hier (in englisch)!
verkaufen vs. beraten
Grundsätzlich liebe ich mein Brautkleid wirklich und es war sogar viel leichter zu finden als ich dachte. Wir haben unsere Hochzeit „nur“ ca. 4 Monate lang geplant und meine grösste Sorge war, dass ich in dieser Zeit kein Kleid finden würde dass mir wirklich gefällt. Ich hatte nämlich eine sehr genaue Vorstellung (natürlich dank Pinterest). Letzt endlich habe ich sogar das allererste Kleid das ich probiert habe gekauft. In der Zwischenzeit habe ich von einigen Bräuten gehört, die das erstes Kleid gekauft haben. Vielleicht weil man das Schönste als erstes anprobieren möchte? Weil der erste Anblick im Brautkleid so faszinierend ist? Ich weiss es nicht, es scheint aber ein bekanntes Phänomen zu sein.
Ich bin einen Person die gern alle Optionen auslotet und habe daher nicht gleich bei der ersten Anprobe gekauft, sondern wollte noch ein weiteres Geschäft besuchen. Wir sind also weitergezogen in zwei weitere Fachgeschäft. Dort, noch deutlich stylischer und teurer als das erste, gefielen mir einige Kleider tatsächlich sehr gut. So hatte ich das allererste Kleid aus dem ersten Geschäft sowie ein anderes aus dem zweiten Geschäft in der finalen Auswahl. Meine Ma, Schwester und ich: Super happy und überrascht, dass wir so unkompliziert schon zwei sehr gute Optionen gefunden haben. Dies haben wir auch der Verkäuferin erklärt: Ich wollte einen Nacht darüber schlafen und ihr dann mitteilen, welches Kleid ich nehmen würden.
Ich erinnere mich, als wäre es gestern! Ihre Laune war mit einem Schlag dahin:
„Ich weiss garnicht, worüber sie da nachdenken wollen!“
„Was wollen sie denn im stillen Kämmerlein entscheiden?“
„Alle meine Bräute wissen direkt, wenn es das richtige Kleid ist!“
„Also reservieren kann ich das nicht!“
Ich war total entsetzt. Entscheiden sich die meisten Bräute bei so einer Investition on the spot? Und wenn schon! Ich eben nicht. Ausserdem: Wenn die Verkäuferin meint, man erkennt das richtige Kleid auf den ersten Blick, dann war dieses wohl nicht mein Kleid.

Schleier oder kein Schleier?
Ruhe bewahren
Ich bin heute noch ein bisschen stolz auf mich, dass ich mich nicht habe beeinflussen lassen und ihr dies auch so direkt gesagt habe. Ich überschlafe solche Entscheidungen nun mal gern und damit: Basta!
Wir sind dann (nach ca. 2h Anprobe) unverrichteter Dinge aus dem Geschäft spaziert. Somit war dieser Laden raus und ich dafür um so sicherer, dass ich das allererstes Kleid im allerersten Laden kaufen würde. An die Kleider aus dem anderen Laden (mit der aggressiven Verkäuferin) kann ich mich heute garnicht mehr richtig erinnern. Ich glaube eines war von Jenny Packham, daher war es wahrscheinlich schon recht hübsch, aber trotzdem bereue ich nicht.
Ausprobieren
Jetzt habe ich zwar viel über den Einfluss anderer auf die Kleiderwahl geschimpft, aber eines hat sich wirklich gelohnt: Ausprobieren, was man sich garnicht hätte vorstellen können!
Ich habe mein Kleid z.B. zur Anprobe ausgesucht, weil mir die Stickerei so gut gefallen hat. Ich wollte aber wirklich keinen Meerjungfrauen Schnitt. Never! Nun hatte das Kleid aber genau so einen und ich hätte es nur deshalb fast nicht von der Kleiderstange genommen! Wir waren total überrascht, wie gut dieser Schnitt aussehen kann. -Passt übrigens super zur Birnen Figur! Checkt diesen Blogpost für Tips zu euren Figurtyp!
Auch war ich überzeugt, dass ich sicher keinen Schleier tragen will. Viel zu mädchenhaft, viel zu altbacken! Tja…
Ich habe mich dann überzeugen lassen, nur „mal kurz“ einen Schleier zu probieren. …tadaaa! Heute finde ich, ein Schleier macht den Look erst komplett. Erst recht, bei Corsagenkleidern (also Brautkleider ohne irgendeine Art von Trägern). Diese können ansonsten recht nackt aussehen, besonders auf Portrait Fotos.
Mein Fazit der Geschichte: Ausprobieren was andere einem ausgesucht haben macht mega Spass- aber entscheiden tue ich zukünftig allein!
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Merci vielmals!
Ingrid
2 comments
Ich habe quasi fast das gleiche erlebt wie du! Ich habe im August 2015 geheiratet… und der Kauf des Hochzeitskleides war etwas tolles! Ich war zuerst im sagen wir mal bekanntesten und wohl grössten Brautkleidgeschäft in der Nähe von Zürich… vorher schaut man sich ja immer mal so Kataloge an und denkt, man weiss, was man will und was einem steht. Im Laden unzählige Kleider… ich hatte 2 in der engsten Auswahl, konnte mich aber weder für das eine noch für das andere komplett entscheiden, also wollte ich eine Nacht drüber schlafen. Auch bei mir wurde die Verkäuferin dann plötzlich unfreundlicher… nur bis morgen früh wollte sie mir die beiden Kleider reservieren. Schon als ich aber am Abend zu Hause ankam, ging mir nur eines durch den Kopf, wenn ich mich nicht für eins entscheiden konnte, waren dies nicht meine Kleider, auch wenn sie sehr schön waren. Also ging ich ein paar Tage später in ein anderes Brautgeschäft wieder mit meiner Mutter und meiner Trauzeugin. Dieses war viel kleiner. Ich dachte beim Betreten, dass ich in 30 min wieder draussen bin, weil bei der kleinen Auswahl sicher nicht mein Kleid dabei ist. Zuerst nahm ich witzigerweise Kleider, die ähnlich aussahen wie im anderen Geschäft. Doch dann sah ich ein Kleid auf einer Puppe, so wunderschön… ich dachte zwar, dass ist sicher nichts für mich… viel zu viel Prinzessin, funkelnde Steine, Spitze und Meerjungfrau-Schnitt… alles, was ich eigentlich nicht wollte… aber anprobieren wollt ich es trotzdem mal… wenn man schon mal die Chance dazu hat. In der Garderobe mit 3 Kleidern wählte ich dieses Kleid als erstes… und kaun hatte ich es an, wusste ich, das ist mein Kleid, das geb ich nicht mehr her, ich könnte auf der Stelle heiraten. Es ist so ein faszinierender Moment. Ich habe die anderen beiden Kleider auch noch anprobiert, aber das erste gekauft. Es überstieg auch mein Budget um einiges, aber das war mir egal… es war einfach mein Kleid… dann haben sie es natürlich enger nähen müssen, da es in Gr. 40 war und ich zu diesem Zeitpunkt 34/36 trug. Nun war ich schwanger, aber ganz am Anfang, beim Abstecken ist es mir aber herausgerutscht… dann liessen sie noch viel Stoff übrig, weil sie meinten, ich könnte ja noch einen Bauch bekommen… ich habe in der 13. SSW geheiratet, fast ohne Bauch… doch auch 3 Tage vorher machten sie es nicht so eng, wie ich es geen gehabt hätte… ich bräuchte Platz zum Sitzen, zum Essen und das Kind bräuchte Platz… ich habe mehrmals betont, dass sie es trotzdem enger machen soll… vergebens… zu Glück hatte es hinten eine Schnürung, damit das Kleid wenigstens nicht runtergerutscht ist… und auch einen Schleier habe ich ebenfalls gehabt, obwohl ich dachte, dass sei mehr so was für die Kirche und wir haben ja „nur“ standesamtlich geheiratet…
Jetzt trage ich es jedes Jahr zum Hochzeitstag bei einem Fotoshooting mit meinem 2 Mädels, denen ich schöne Kleider anziehe und meinem Mann, der natürlich auch seinen Anzug anzieht… ist irgendwie ne lustige Idee, so können die Kinder es mit erleben, wie wir geheiratet haben bevor sie auf der Welt waren.
Herzlichen Dank für deine schöne Geschichte! Grossartige Idee, dass du das Kleid am Hochzeitstag regelmässig anziehst! Was macht ihr dann? Ein schönes Essen zu Hause? Unsere Tochter würde das auch super finden. Obwohl sie noch nicht ganz versteht, dass es eine Welt gibt, bevor sie auf der Welt war. Wenn sie unserer Hochzeitsbilder anschaut fragt sie jedes mal wieder, wo sie und ihr Cousin sind. So herzig!